Im Gedenken an die Opfer des Holocausts

Im Rahmen einer Studienfahrt waren wir, ein paar Schüler*innen der 9. bis 11. Klasse, vom 26.05 bis zum 31.05.2024 in Lublin, Warschau und Umgebung, um dem Schicksal vieler Juden zu gedenken.

In Vorbereitung auf diese Fahrt fand bereits in der Projektwoche ein dazugehöriger Kurs statt, um in die Thematik einzuführen. Angeleitet von Frau Schröder und Frau Jahnke beschäftigten wir uns dort zum Beispiel mit Einzelschicksalen von verschiedenen Opfern und Tätern, recherchierten grundlegende Informationen zu der Stadt Lublin und machten einen Stadtrundgang zum Thema „jüdisches Leben in Stralsund“, außerdem beschäftigten wir uns mit der Erinnerungskultur, indem wir uns verschiedene Denkmäler ansahen und sogar selbst welche entwarfen.

Die Entscheidung, an der Gedenkstättenfahrt teilzunehmen, hatte für viele von uns mehrere Gründe. Die Fahrt brachte die Möglichkeit mit sich, Informationen über die damaligen Geschehnisse, außerhalb des normalen Schulunterrichts zu bekommen und den Ort des Geschehens mit eigenen Augen zu sehen. Außerdem handelt es sich um eine extrem wichtige Thematik, was durch eine Schülerin, welche an der Fahrt teilgenommen hat, sehr treffend zusammengefasst wurde. „Wir sind nicht die Generation, die für die Verbrechen verantwortlich ist, aber wir sind die Generation, die die Aufgabe hat, dass die Taten nie vergessen werden.“ Wir haben also unsere Chance genutzt, unseren Beitrag gegen das Vergessen zu leisten.

Am Sonntag, dem 26.05. machten wir uns dann früh morgens mit dem Bus auf den Weg nach Lublin, wo wir auch nach etwa 11 Stunden Fahrtzeit sicher ankamen. Am Tag danach sollte das eigentliche Programm beginnen.

Montags starteten wir mit einem Stadtrundgang durch Lublin, wobei die Schwerpunkte auf dem jüdischen Viertel und auf den Überresten der damaligen Germanisierung des Gebiets lagen, zum Beispiel besuchten wir den litauischen Platz, welcher von den Nazis als zentraler verwaltungs- und Versammlungsort genutzt wurde, sahen uns ein Denkmal zur Erinnerung an das Ghetto an und besuchten die jüdische Synagoge, an welche eine Ausstellung angeschlossen war.

Am Dienstag machten wir uns dann auf den Weg nach Bełżec, wo wir eines von drei damaligen reinen Vernichtungslagern Polens besichtigten. Hier ist die Besonderheit, dass es komplett zerstört wurde und heute eine rein symbolische Gedenkstätte ist, die an dem früheren Standort des Lagers erbaut wurde. Bełżec war ein wichtiger Teil der sogenannten „Aktion Reinhardt“ welche, während des zweiten Weltkriegs, unter der Leitung des Generalgouvernements, die systematische Ermordung aller Juden verfolgte. An diese Gedenkstätte war ebenfalls eine kleine Ausstellung angeschlossen, die sich mit dem Schicksal der Ermordeten, ungefähr eine halbe Million Menschen, beschäftigte. Am Nachmittag besichtigten wir dann noch Zamość, wobei wir uns vor allem mit den Überresten des jüdischen Lebens in dieser Stadt beschäftigen.

Am 4. Tag unserer Gedenkstättenfahrt besuchten wir dann das nahegelegene Konzentrationslager Majdanek in Begleitung eines Guides. Im Gegensatz zu Bełżec waren hier noch viele der früheren Elemente erhalten oder wurden rekonstruiert. Veranschaulicht durch zum Beispiel eine Ansammlung von etwa 50 000 Paar Schuhen, wurde hier dem Besucher klargemacht, wie viele Opfer dieses Lager damals forderte. 80 000 Menschen, darunter 60 000 Juden, mussten hier ihr Leben lassen. Vor allem dieser Besuch war für uns sehr schockierend, da viele Bestandteile des Lagers, wie die Gaskammern oder das Krematorium, hier besichtigt werden konnten. Nach einem kurzen Workshop, der sich mit Einzelschicksalen verschiedener Opfer beschäftigte, beendeten wir unseren Besuch mit einer Schweigeminute und der Ablage von Blumen am Großen Denkmal, das symbolisch für das Eingangstor des Lagers stehen soll, um den Opfern des Holocausts zu gedenken.

Der Donnerstag begann mit der Fahrt nach Warschau, wo wir als erstes das POLIN Museum besuchten, welches sich mit der Geschichte der polnischen Juden innerhalb der letzten 1000 Jahre beschäftigt. Danach besichtigten wir dann, wieder geführt durch einen Guide, das Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos und beschäftigten uns mit dem Leidensweg aber auch dem Widerstand der Juden, die dort untergebracht waren.

Eine große Hilfe waren für viele Schüler*innen die abendlichen Reflektionsrunden, in denen wir das Erlebte und Gesehene, was durchaus oft nicht leicht verkraftbare Dinge waren, gemeinsam besprachen und wichtige, interessante oder neue Informationen auswerteten.

Im Nachhinein können wir sagen, dass wir viel auf dieser Fahrt dazugelernt haben, was einem so, in Form von normalem Unterricht, oft nicht vermittelt werden kann. Außerdem hatten wir die Möglichkeit uns an die schreckliche Geschichte unserer Vorfahren zu erinnern, aber auch auf die Zukunft zu blicken und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passieren kann.

Trotz der schweren Thematik bot uns die Fahrt aber auch die Möglichkeit uns untereinander besser kennenzulernen, vor allem weil Schüler*innen aus drei verschiedenen Jahrgängen teilnahmen, die sonst nicht so viel miteinander zu tun haben. Bei den gemeinsamen Essen waren sich so wahrscheinlich alle einig, dass eine Diät, die fast ausschließlich aus Kartoffelpüree mit Dill und Schnitzel besteht, auf lange Sicht wohl nicht so das Wahre ist. Die Gruppendynamik blieb durchgehend gut und freundlich und man kann abschließend sagen, dass diese Gedenkstättenfahrt sehr gelungen ist.

Marlene Rösler (Klasse 11) und Amelie Muttray (Klasse 10G)