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Wahlpflichtkurs "Was heißt hier fremd?"

Seit Monaten kommen auch in Stralsund viele Menschen an auf der Suche nach einer neuen Heimat. Es befinden sich viele Kinder und Jugendliche darunter und die allermeisten von ihnen sind in besonderer Weise psychisch belastet. Aus dieser Situation erwuchs die Energie für eine Kooperation zwischen dem Haus am Rügendamm, der Jona Schule, dem Sturmvogel e.V. und dem Jugendpfarramt in der Nordkirche. 

 
Seit Beginn dieses Schuljahres sind sie gemeinsam auf dem Weg, Kinder aus der Asylbewerberunterkunft der Malteser in Stralsund, die Lehrerin Anja Barten und die Schüler/-innen aus Klassenstufe 9 und 10, die sich für den Wahlpflichtkurs „Was heißt hier fremd?“ entschieden haben.

Jeden Donnerstag besuchen die Schüler/-innen die Unterkunft, um den dort lebenden Kindern für 90 Minuten ein alternatives Tagesprogramm anzubieten. „Es geht auch darum, den Kindern Raum außerhalb der Familie zu bieten“ verrät Anja Barten, Lehrerin an der Jona-Schule, die für das Wahlpflichtfach verantwortlich ist.
„Das erste Mal war anstrengend, die Kinder haben geweint, wollten nicht von den Eltern weg und wir waren unsicher, ob es ein nächstes Mal geben wird“ wird mir erzählt. Doch die ersten 90 Minuten scheinen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Anfangs sind zwar nur 2 Kinder da, der Raum füllt sich aber schnell. Es wird gebastelt, gemalt, Papier zerschnitten und Papierflieger fliegen durch die Luft. Viele Kinder und Jugendliche bewegen sich durch den kleinen Raum im zweiten Stock des Gebäudes, es herrscht ein fröhliches Durcheinander.

Ich gehe eine Etage nach oben in das Tobe- und Spielzimmer. Erstaunlicherweise ist es hier etwas ruhiger, nur ein Mädchen baut ein Haus aus Duplosteinen.

Auf dem Weg zum Bastelraum begegne ich zwei Jungen, die die Kamera entdecken, die ich in der Hand halte und fragen, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. Natürlich schlage ich diesen Wunsch nicht aus. Ihr Interesse ist geweckt, jetzt wollen auch sie fotografieren. Es entsteht eine Reihe meist verschwommener Fotos. Auch andere Kinder entdecken die Kamera und möchten Fotos machen. Plötzlich steht die Kamera im Mittelpunkt und viele Kinder beginnen, Grimassen zu schneiden oder sich in Position zu bringen, wenn die Kamera auf sie zeigt. Ich bin erstaunt, wie schnell die Kinder die Technik verstehen, die sie dort in der Hand haben.

Leider sind die 90 Minuten dann aber schon vorbei.

Auch wenn ich nur einen Unterrichtsblock mit allen im Projekt verbracht habe, gehe ich mit dem Gefühl, etwas Glück und Abwechslung in den Nachmittag gebracht zu haben. Ich erlebte, wie das Projekt funktioniert. Es bringt den Kindern neben vielen neuen Erkenntnissen ein paar Momente purer Lebensfreude – Glücksmomente!

[ Jannes Hampel macht derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Jugendpfarramt in der Nordkirche und im Kinder- und Jugendwerk Mecklenburg. ]